Ich liebe Fisch und werde auch nicht ganz darauf verzichten. Ja, auch Meeresfrüchte mag ich sehr. In den letzten Jahren bin ich allerdings dazu übergegangen, nur noch österreichischen Fisch zu kaufen. Zu undurchsichtig waren mir die Produktionsbedingungen bei Meeresfrüchten und exotischem Fisch. Außerdem habe ich tolle Bezugsquellen für eine Vielfalt heimischer Fische entdeckt, die wir ja zum Glück haben. Nur Meeresfrüchte leider nicht und ich gebe zu, dass mir der Verzicht darauf nicht immer leicht gefallen ist, weil sie einfach ein köstliches, spannendes Lebensmittel und in Rezepten schwer ersetzbar sind. Trotzdem wollte ich eben keinen exotischen Fisch mehr kaufen. Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, das Österreichische Unternehmen Yuu’n Mee genauer kennenzulernen, und habe meine Einstellung ein wenig geändert. Vor allem, weil ich deren Motivation und Entwicklungszusammenarbeit in Asien unterstützenswert finde, worüber ich bisher wenig wusste. Und weil es die ersten und einzigen Meeresfrüchte mit Austria Bio Garantie sind. Köstlich sowieso. Kann man kaufen und genießen, finde ich.
Die ersten und einzigen Meeresfrüchte mit Austria Bio GarantieDass bei Meeresfrüchten die Produkte von Yuu’n Mee zu den besten zählen, die man als Privatkonsument (u.a. bei Merkur, Spar etc.) bekommt, wusste ich schon länger – vor allem deren geschmacklich ausgezeichnete und sauber entdarmte (!!) Krustentiere, den höheren Preis empfand ich immer als gerechtfertigt, allein auf Grund des Geschmacks. Ich wusste zwar, dass sie sich “irgendwie nachhaltig” vermarkten, aber welches Unternehmen tut das heutzutage nicht. Genauer habe mich damit nicht auseinandergesetzt und sicherheitshalber doch lieber nur noch zu österreichischem Fisch gegriffen – mit seltenen Ausnahmen in guten Restaurants.
Garnelenproduktion als Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit

“Warum weit gereiste Garnelen kaufen, wenn ich so guten österreichischen Fisch bekomme?” habe ich mir immer gedacht. Unter dem Aspekt der Entwicklungszusammenarbeit habe ich den Garnelenimport bisher nie gesehen. Die ganze Geschichte rund um Yuu’n Mee kennen zu lernen, bringt mich dazu, dass ich doch wieder guten Gewissens welche kaufen werde. Der lange Weg bleibt derselbe, aber mit dem Kauf unterstütze ich eine Firma, die eine ehrliche und tolle Arbeit leistet, anstatt sich am Import aus fernen Ländern zu bereichern. Das ganze passiert direkt und ohne Zwischenhändler, was Kontrollen vertrauenswürdig und die Produktion lückenlos nachvollziehbar macht. Leider beuten wir asiatische Länder viel zu oft aus. Insofern bin ich froh, wenn ich Unternehmen, die anständig arbeiten, dabei unterstützen kann. Wenn damit dann noch in den Genuss so hervorragender Fische und Meeresfrüchte komme, sehe ich keinen Grund, gänzlich darauf zu verzichten.
Was macht YUU’N MEE besser?
- Naturschutz: Die Aquakulturen dürfen niemals auf den für die dortige Umwelt so wichtigen Mangrovenwäldern (Wasserpflanzen) errichtet werden. Weil dort aber schon Schäden angerichtet wurden, hat Yuu’n Mee darüber hinaus ein Wiederaufforstungsprojekt initiiert. Das hat mit der Garnelenproduktion nicht direkt was zu tun, was die nachhaltige Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort noch glaubwürdiger und sympathischer macht.
- Schnellstmögliche Transportwege: Die nachweislich umweltschonendste Transportmethode für große Distanzen ist per Schiff. Die Ware wird noch am Produktionsstandort tiefgefroren, was die erstklassige Frische sicherstellt.
- Kontinuierliches Farm Management: Vor allem Qualitätsmanager Klaus Palmetzhofer ist oft selbst vor Ort. Die Farmen müssen sowohl hygienische Standards erfüllen als auch regelmäßige Berichte zum Gesundheitszustand der Tiere und des Wassers liefern.
- Futtermittel: Auch hier wird regelmäßig geprüft, denn Pestizide, Antibiotika und andere verbotene Arzneimittel und Chemikalien sind tabu.
- Faire Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter auf den Farmen: Sicheres Einkommen, regelmäßige Schulungen, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen durch moderne Betriebsmittel, Diskriminierungsverbot, Versammlungsfreiheit, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Einhaltung gesetzlich geregelter Arbeitszeiten.
- Zusammenarbeit mit dem WWF: Neben einer intensiven Zusammenarbeit für nachhaltige und umweltverträgliche Fischerei und Aquakulturen unterstützt Yuu’n Mee bzw. jeder Kunde mit dem Kauf der Produkte auch dieses Projekt.
- Außerdem sind Aquakulturen, wenn ordentlich geführt, eine vernünftige Alternative zum Wildfang in den überfischten Meeren.

Für mich als Konsument bedeutet das, dass ich erstens mit gutem Gewissen für besondere Anlässe auch Meeresfrüchte kaufen und genießen kann und zweitens natürlich bereit bin, dafür einen höheren Preis zu bezahlen. Billigere Ware, über deren Herkunft ich weniger weiß, wird weiterhin keinen Platz auf meinem Teller finden – dann lieber vegetarisch oder österreichischen Fisch.



Natürlich zählt auch der Geschmack. Worauf ich bei guten Garnelen achte
- Yuu’n Mee Shrimps werden “pin-deveined” – also handlich mit Nadel entdarmt anstatt maschinell, damit das Fleisch nicht verletzt wird und sie schön knackig und saftig bleiben. Die möglicherweise sichtbare dunkle Linie am Bauch der Garnele ist OK und KEIN Darm.
- Für den optimalen Genuss ist es ratsam, die Garnelen rechtzeitig im Kühlschrank aufzutauen (z.B. am Vortag) Die gefrorenen Wasserschicht rund um die Garnelen ist notwendig, um Austrocknen in der Tiefkühlumgebung zu verhindern. Für einen Preisvergleich auf das Abtropfgewicht achten, denn die Wasserschicht kann unterschiedlich dick sein.
- Wer billig kauft, kauft teuer. Jeder, der sich dafür interessiert sollte mal einen unmittelbaren Geschmackstest von hochwertigen Garnelen wie jenen von Yuu’n Mee und billigerer Ware machen. Nicht nur, dass in vermeintlich billige Garnelen oft Wasser eingespritzt wird (zusätzlich zur notwendigen Wasserschutzschicht), um deren Gewicht und damit den Preis zu erhöhen, man schmeckt natürlich einen Unterschied, wenn sich Faktoren wie Futtermittel und Wasserqualität so drastisch unterscheiden. Von der ethischen Komponente ganz zu schweigen.
- Yuu’n Mee beschränkt die Produktion auf eine geringe Besatzdichte mit nur 12 – 15 Tieren pro m2, die Teiche werden für optimale Wasserqualität mit Wasserrädern belüftet. Das schmeckt man auch.
BEGRIFFSWIRRWARR: Garnelen, Shrimps, Scampi, Gambas?!
- Die Bezeichnungen der Arten sind vielen unklar, leider auch manchmal jenen, die die Speisekarte schreiben. Grundsätzlich gilt: Garnelen = Shrimps = Crevetten = Prawns = Gambas. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, die kleinsten sind die sogenannten Nordsee- oder Eismeerkrabben (die eigentlich keine Krabben sind, sondern eben Garnelen). “Jumbo” “Tiger” oder “King” Prawns werden besonders große Exemplare genannt.
- Davon zu trennen sind Scampi, die Scheren haben, zu den Langusten zählen und mit Hummer verwandt sind, sowie in Süßwasser lebende Flusskrebse.
- Eine genaue Bezeichnung der Größe erfolgt aber über die handelsübliche Angabe in Stück pro englisches Pfund (lb) angegeben. Diese Zahl ist euch bestimmt schon mal untergekommen. Die Größe 51/60 z.B. bedeutet, dass ein britisches Pfund (=454 g) 51-60 Stück ausmacht, also 8-9 g pro Shrimp. Je größer die Stückzahl, desto kleiner die Shrimps.


Nicht allen Unternehmen kaufe ich die “nachhaltigkeit” ab
Vor allem, weil die Kontrollen von anerkannten Stellen aus Österreich und Europa erfolgen, kaufe ich Yuu’n Mee ihre Wohltätigkeit ab. Subunternehmer sind nicht involviert. Sehr ehrlich und authentisch gab der Qualitätsmanager Klaus zu, dass es anfangs gar nicht leicht war “nachhaltig” für das Unternehmen zu definieren, denn als Yuu’n Mee mit der Garnelenzucht begonnen hat, gab es dafür kaum anerkannte Auflagen oder Qualitätssiegel. Also musste man “Nachhaltigkeit” erst mal selbst definieren. Grundprinzip dafür war, dass die in den Herkunftsgebieten vorhandenen natürlichen Ressourcen auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Mittlerweile erfüllt Yuu’n Mee die Voraussetzungen für insgesamt 12 internationale Zertifikate der renommiertesten Prüfstellen wie zuletzt der Austria Bio Garantie und war mit den – ganz zu Beginn noch selbst auferlegten Richtlinien – gar nicht so weit weg von den nun offiziell anerkannten Richtlinien.

Und was ist mit Regionalität?
Wie schon in diesem Post erklärt, finde ich ist das mit der Regionalität und Herkunft der Produkte eben nicht so einfach, wie es im aktuellen Trend-Gerede glaubhaft gemacht wird. Natürlich geht es in erster Linie um gute Produkte. Nur, weil etwas aus Österreich oder “aus der Region” kommt, ist es noch lange nicht gut oder anständig produziert. Es gibt tolle, spannende, exotische Produkte, die es nun mal nicht aus Österreich gibt. Muss ich deshalb komplett darauf verzichten? Ich finde nicht. Wenn ich von den Produktionsbedingungen überzeugt bin, werde ich natürlich (in geringem Maße) ausländische Ware kaufen.



Es ist mühsam und zeitintensiv, anständige & köstliche tierische Produkte zu finden
Natürlich gibt es immer mehr Gründe, auf tierische Produkte zu verzichten, weil es einfach zu viel Mist und Elend in der Produktion gibt: schlechtes Essen aus schlechten Bedingungen. Aber das bedeutet für mich nicht, pauschal auf alles zu verzichten. Es gibt großartige Produzenten, die einen anderen Weg gehen und hervorragend schmeckende, einwandfreie Lebensmittel ohne Tierleid herstellen. Und die gehören unterstützt, anstatt mit allen anderen in einen Topf geworfen. Ja, das ist mühsam. Vegan zu leben wäre vermutlich einfacher. Mir ist es einen großen Teil meiner Zeit wert, gute Produkte für mich zu entdecken, deshalb versuche ich, so viele Produzenten wie möglich persönlich kennen zu lernen und bin penetrant neugierig. Nina und Dani von der Coolinary Society verdanke ich es, dass ich Yuu’n Mee im Rahmen eines sehr spannenden Events kennen lernen konnte.

Darf man überhaupt noch Fisch essen?
Ich setze mich schon sehr lange mit dem Thema Fisch auseinander, kulinarisch und ökologisch und sehe daher Fischratgeber wie jene von Greenpeace und WWF durchaus kritisch, weil die Einteilung nach Fischarten nicht immer sinnvoll ist, zu viele Pauschalurteile unabhängig von den Umständen unter denen die Ware produziert wird. Da gibt es nämlich durchaus tolle Betriebe, die zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, ein nachhaltiges Produkt auf den Markt zu bringen. Viele Fischarten sind in diesen Guides überhaupt nicht erfasst, ebensowenig wie gut geführte Aquakulturen. Allein die Tatsache, wie uneinig sich Umwelt- und Tierschutzorganisationen in ihren Empfehlungen sind, zeigt, wie schwierig es ist, hier allgemein gültige Ratschläge zu geben. Während man laut Greenpeace eigentlich nur noch Karpfen bedenkenlos essen dürfte, sind für WWF eine ganze Reihe von Fisch- und Meeresfrüchtearten eine gute Wahl. Daher bin ich dazu übergegangen, mir lieber einzelne Produktionen genauer anzusehen und dann zu entscheiden, ob ich einen Fisch essen möchte. Ja, das ist mühsam, aber wenn ich nachhaltig gezüchteten oder gefangenen Fisch genießen und dabei noch tolle Produzenten in ihrer Arbeit unterstützen kann, ist es mir das wert.

Dieser Artikel ist weder bezahlt noch war er eine Bedingung, um am Event mit Yuu’n Mee teilnzunehmen. Einige Produkte habe ich zum Ausprobieren zu Hause von Yuu’n Mee bekommen, darüber hinaus aber immer selbst bezahlt.