Wer mich besser kennt, kennt vielleicht auch meine Liebe zu Ricotta. Der italienische Frischkäse zählt zu meine absoluten Lieblingslebensmitteln. Außer köstlich ist er auch noch vielseitig, ich mag ihn pur, süß oder pikant verarbeitet. Er bietet viel Spielraum für kulinarische Ideen. Das einzige, was mich immer daran gestört hat, war, dass ich nie guten Bio-Ricotta im Handel gefunden habe.
Im Gegensatz zu gängigen Supermarkt-Ricotte (ich hab regelmäßig Galbani oder DeSpar gekauft, wenn ich nicht ausnahmsweise zu einem Alimentari gekommen bin) haben die von mir verkosteten (und es waren nicht wenige) Bioprodukte einfach nicht so gut geschmeckt. Sowohl Konsistenz als auch Geschmack waren mal mehr mal weniger enttäuschend – da hilft leider das ganze “bio” nichts, wenn die konventionelle Ware einfach so viel besser schmeckt. Und obwohl ich nicht strikt und ausschließlich Bio-Lebensmittel kaufe, bevorzuge ich sie u.a. bei Milchprodukten aus mehreren guten Gründen – z.B. Geschmack*. Dass das bei Ricotta unmöglich ist, wollte ich nicht einsehen.
Ricotta: Unglaublich einfach selbst gemacht
Durch meine enorme Ricotta-Liebe hab ich mich immer mehr damit auseinandergesetzt und bin irgendwann draufgekommen, dass er total einfach herzustellen ist. Seither mache ich ihn nur noch selbst und zwar aus frischer Bio-Heumilch. Das ist dodlsicher, wie wir in Österreich sagen, geht ruckzuck und ist sogar günstiger, sodass ich mich frage, warum sich das im gegenwärtigen DIY-Wahn noch nicht herumgesprochen hat. Man braucht nur:
- 1 Liter Bio-Heumilch mind. 3,6% Fett (gibt’s z.B. bei Merkur und Hofer von der jeweiligen Bio-Eigenmarke, ich mag am liebsten die von Ja! Natürlich mit 3,8%*)
- 1 EL Salz
- Saft einer großen halben oder einer ganzen Bio-Zitrone
Als Equipment reichen ein Mulltuch, ein Sieb, eine große Schüssel und ein Topf.
Ricotta selbst herstellen
Zuerst bringe ich den Liter Milch mit dem Salz vorsichtig zum köcheln, ca. 80-90°C, nehme sie vom Herd und rühre den Zitronensaft vorsichtig ein. Die Milch beginnt naturgemäß zu gerinnen, ich stelle sie zurück auf den Herd, wo der Topf bei niedrigster Hitze etwa 5 Minuten bleibt – ohne umrühren aber auch ohne ihn aus den Augen zu lassen. Dann lasse ich ihn noch ohne weitere Hitzezufuhr 10 Minuten ruhen. Das Sieb auf die Schüssel geben und mit dem Mulltuch** auslegen. Nun die Masse vorsichtig hineingieße
n, sodass die Molke abfließt (die Schüssel muss hoch genug sein).
Wie lang man ihn abtropfen lässt bzw. wie
stark man ihn auspresst, hängt ganz davon ab, wie ihr euren Ricotta mögt und wie er weiterverwendet wird. Ich esse ihn gerne möglichst pur und mag ihn eher soft. So bekomme ich aus 1 Liter Milch ca. 280 Gramm Ricotta. Wenn ich gerade welches offen habe, gebe ich noch einen Schuss flüssiges Obers dazu und verrühre ihn ein bisschen damit, dann ist er besonders fein. Für Füllungen (z.B. Ravioli) ist es ratsam, möglichst viel Flüssigkeit loszuwerden und auf das Obers zu verzichten.Frisch gemacht ist er noch lauwarm, ich kann mir kaum einen himmlischeren Snack
vorstellen. Ich bewahre ihn luftdicht verschlossen im Kühlschrank auf. (Meistens verschwindet gleich ein beträchtlicher Teil direkt nach der Herstellung). Er hält sich so ein paar Tage.
Es ist ohne Zweifel (und ohne Eigenlob, weil es keine große Kunst ist, sondern hauptsächlich von der Milchqualität abhängt) der beste Ricotta, den ich kenne – einfach herrlich!
So sieht der Ricotta aus, wenn er fertig ist:
Die Molke ist übrigens kein Abfall, sie ist ein herrlich erfrischendes Getränk. Besonders für Sportler ist sie spannend: Nach dem Training ist sie ein perfekter natürliche Durstlöscher zur Regeneration, u.a. weil sie sehr viele Mineralstoffe enthält. Und ich finde sie schmeckt einfach sehr gut.
Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass “richtiger” Ricotta (Übersetzung: “nochmals gekocht”) etwas anders hergestellt wird, dabei wird nämlich Molke als Ausgangsprodukt verwendet. Der Geschmack der oben beschriebenen, selbstgemachten Variante ähnelt meiner Meinung nach aber stark dem, was ich mir unter Ricotta vorstelle und ist für mich die bessere Alternative zu gekauftem Ricotta hierzulande.
* Wenn ihr irgendwo die Wahl habt, wählt IMMER Bio-Heumilch, ihr werdet es niemals bereuen – sie ist geschmacklich und produktionstechnisch das beste, was wir hierzulande bekommen können. Die Tiere haben besser gelebt und gefressen, der Geschmack hebt sich wesentlich von herkömmlicher Milch ab. Heumilch ist kein leeres Marketingversprechen sondern entspricht strengen Kriterien.
Dieser Beitrag ist weder bezahlt noch durch Sponsoring/Product Placement unterstützt. Dass ich seit vielen Jahren überzeugter Ja! Natürlich Fan bin, ist kein Geheimnis und mitunter Grund, warum ich regelmäßig als Gastbloggerin für Ja! Natürlich Rezepte für die Küchengeschichten schreibe. Es sei der Vollständigkeit halber hier erwähnt, hat aber mit diesem Beitrag nix zu tun.
EDIT: seit April 2017 arbeite ich hauptberuflich für Ja! Natürlich
‘* Mulltücher gibt es günstig im gut sortierten Supermarkt bei den Drogerieartikeln, im Haushaltswarenhandel oder in Drogeriemärkten z.B. bei den Babywindeln. Sie sind für allerlei Küchenzwecke sehr nützlich.